leuchtende Kabel in einem Serverraum.

Digitale Unterlagen

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Digitale Unterlagen sind heute in jeder kommunalen Verwaltung so selbstverständlich wie der Computer, mit dem sie erzeugt werden. Sie entstehen durch die Dateneingabe in Fachverfahren und die Verwendung von Dokumentenmanagementsystemen (DMS) bzw. der eAkte ebenso wie durch eMail-Verkehr und die Speicherung von Daten in Ordnerstrukturen. Daneben hat inzwischen jede Gemeinde in Hessen eine sich regelmäßig wandelnde Webseite. Viele dieser Daten existieren darüber hinaus auch nur noch in der digitalen Form. Das Ausdrucken ist aufgrund von Funktionalitäten wie Suchfunktionen, graphischer Aufbereitung oder Links, aufgrund der häufigen Veränderung von Einzeldaten oder der schieren Datenmenge in vielen Fällen nicht mehr sinnvoll oder wirtschaftlich. Wie alle Unterlagen von öffentlichen Stellen sind aber auch die elektronischen Unterlagen nach § 4 Abs. 1 HArchivG dem zuständigen Archiv anzubieten und im Fall ihrer Archivwürdigkeit von diesem zu übernehmen. Die behördeninterne Speicherung von Daten ist keine Langzeitarchivierung genau wie eine analoge Altregistratur kein Archiv ist!

Die technischen und materiellen Voraussetzungen für eine Übernahme, Langzeitspeicherung und Nutzbarmachung von elektronischen Unterlagen sind in den hessischen Kommunalarchiven derzeit allerdings selten vorhanden oder gerade im Aufbau, weil die Anforderungen der Archivierung weit über Backup-Lösungen hinausgehen. Daten müssen aus ihrem Produktivsystem exportiert und auch ohne die Software, mit der sie erstellt wurden, gelesen werden können. Dabei muss ihre Authentizität und Integrität und damit ihre Vertrauenswürdigkeit sichergestellt sein. Das ist wiederum nur durch die Erhaltung der Metadaten zu digitalen Daten möglich, die damit genauso wichtig sind, wie die Daten selbst. Die Daten müssen ohne Verlust ihrer signifikanten Eigenschaften in Formate migriert werden, deren langfristige Lesbarkeit wahrscheinlich ist, wobei auch die Tauglichkeit dieser Formate regelmäßig geprüft werden muss.

Antworten auf die digitale Herausforderung für die öffentlichen Archive haben sich mittlerweile in Form des von den Raumfahrtorganisationen NASA und ESA entwickelten Offenen Archiv-Informations-Systems (Open Archival Information System) OAIS, sowie in Form von Metadaten-Standards wie PREMIS oder METS etabliert. In den letzten Jahren wurden archivische Speichermanagementsysteme zur digitalen Langzeitarchivierung entwickelt, die diese Standards umsetzen und die derzeit schon in zahlreichen staatlichen und nichtstaatlichen Archiven in Deutschland eingesetzt werden.

Für öffentliche Archive in Hessen, für die der Schritt in die digitale Langzeitarchivierung ansteht, bietet das Hessische Landesarchiv die Möglichkeit, das in Baden-Würrtemberg, Hessen, Bayern und dem Verbund Digitale Archivierung Nord (DAN) entwickelte Speichermanagement-System DIMAG weiterzugeben. DIMAG ist mittlerweile in den Landesarchiven von zwölf Bundesländern sowie in zahlreichen nichtstaatlichen Archiven im Einsatz. Die Kooperationsvereinbarung mit dem Hessischen Landesarchiv umfasst die Weitergabe der Software und Tools sowie den fachlichen Support. Die Höhe der Kosten bemisst sich nach der Größe des jeweiligen Archivs (gestaffelt nach der Anzahl der Archivmitarbeiter*innen). Die Datenspeicherung und -sicherung kann in Eigenleistung durch das Partnerarchiv organisiert werden; es besteht neurdings aber auch die Möglichkeit, an einer kommunalen Verbundlösung über einen IT-Dienstleister teilzunehmen. Dabei richten sich die Kosten nach der Größe der Kommune. Hierzu beraten wir Sie gerne!

Zahlreiche Informationen und Hilfen zur Archivierung digitaler Unterlagen bietet das Kompetenznetzwerk Nestor, in dem verschiedene Institutionen, die in der Digitalen Archivierung aktiv sind, zusammenarbeiten und in dem auch die deutsche Übersetzung des OAIS-Referenzmodells erarbeitet wurde. Zudem haben sich mehrere Arbeitskreise auf nationaler und regionaler Ebene gebildet. Um den archivfachlichen Austausch über offene Fragen und erprobte Lösungen in den hessischen nichtstaatlichen Archiven zu fördern, hat sich der Arbeitskreis Digitale Archivierung etabliert, der vom Institut für Stadtgeschichte Frankfurt koordiniert wird.

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